Pauschalaussagen des KM über personelle Situation an bayerischen Schulen verärgern Grund- und Mittelschullehrer

Zum Artikel „Lehrermangel: Drohen Stunden-Streichungen?“ aus der Main-Post vom 09.06.2021

Fast hätte man als Leser des o.g. Artikels in der Main-Post vom 09.06.2021 aus den Worten unseres Kultusministers schließen können, dass der Lehrermangel an unseren Schulen nun wohl endgültig Geschichte sei. Das mag für manche Schulart in Bayern zutreffen, doch stellt sich die Situation für unsere Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschulen leider in der Realität ganz anders dar: Allein an den Mittelschulen fehlen in Bayern momentan mehr als 500 Vollzeit-Lehrer, die wir bräuchten, um den „normalen“ unterrichtlichen Betrieb abdecken zu können.

Fachlehrer, die seit Monaten bereits den Kernunterricht von nicht vorhandenen Klassenlehrkräften übernehmen müssen, für den sie überhaupt nicht ausgebildet wurden, sind keine Ausnahme. Schulleitungen, die seit über einem Jahr neben ihrer erheblichen eigenen Unterrichtsverpflichtung und ihrer „normalen“ Verwaltungsarbeit an der Schule sämtliche Corona-Sondermaßnahmen planen und umsetzen mussten und sich nun auch noch um die Organisation der Corona-Förderprogramme samt Rekrutierung des erforderlichen Personals kümmern dürfen – ein weiteres Beispiel. Lehrkräfte, deren Teilzeitmöglichkeiten massiv eingeschränkt wurden, denen der Eintritt in den Ruhestand um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben wurde und die jetzt auch noch zusätzlich (in der Grundschule) durch das sogenannte „verpflichtende Arbeitszeitkonto“ zur wöchentlichen Mehrarbeit gezwungen werden. „Quereinsteiger“, die in Zukunft auch ohne Lehramtsstudium für den Schuldienst gewonnen werden sollen….

Lieber Herr Minister, wenn Sie vor dem Hintergrund dieser unbestreitbaren Fakten tatsächlich behaupten wollen, der Lehrermangel sei für den Bereich der Grund- und Mittelschulen nicht existent, dann sind Sie entweder falsch informiert oder sagen schlichtweg die Unwahrheit.

Diese pauschalen, undifferenzierten Aussagen zu allen Schularten sind ein Schlag ins Gesicht unserer Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschulen, die sich nicht erst seit Beginn der Pandemie über ihre Belastungsgrenze hinaus in ihrem Beruf engagieren. Wie heißt es im Fußball so schön? „Geld schießt keine Tore!“ Analog kann man für den Schulbereich sicher sagen, dass Geld auch keine Kinder unterrichten kann, egal, ob es sich um stundenplanmäßigen Unterricht, Corona-Förderkurse oder die „Sommerschule 2021“ handelt. Wir brauchen die Köpfe dazu! Schaffen Sie doch endlich realistische Anreize für junge Menschen, sich in Zukunft wieder für das Lehramt  – insbesondere an Mittelschulen – zu interessieren, anstatt falsche Behauptungen aufzustellen oder bei den Eltern unbegründete Hoffnungen zu wecken. Gemeinsam Brücken bauen kann man nur, wenn man auch genügend Personal dafür hat.

Thomas Cimander, Personalratsvorsitzender für den Bereich der Grund- und Mittelschulen im Landkreis Würzburg und 2. Vorsitzender des BLLV-Kreisverbands Würzburg-Land

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